Schach in Müllrose
Wie lange wird es noch dauern, bis in den Sportstätten wieder Normalbetrieb herrscht? Wir wissen es jetzt Anfang Februar noch nicht. Es hängt davon ab, wie erfolgreich die Corona-Pandemie
eingedämmt werden kann und neuerliche Anstiege von Infektionszahlen vermieden werden können. Entscheidend natürlich Einsicht und Verhalten der Bürger, auch zur Einhaltung von hygienischen
Standards. Die größte Bedeutung kommt wohl der Impfung zu, wobei angesichts der bereits zirkulierenden Virusmutationen mit noch höherer Infektiosität ein Immunisierungsgrad von 75 – 80 % der
Bevölkerung erreicht werden sollte. Warum diese Sätze an dieser Stelle? Man darf davon ausgehen, dass ab September der Punktspielbetrieb in den Schachligen wieder aufgenommen wird. Die
Vorstellung, dass bei einer Schachpartie über mehrere Stunden mit einem Gegner bei einem Abstand von ca. 80 cm die Möglichkeit einer Infektion nicht ausgeschlossen ist, weil der Gegenüber
ungeimpft ist und vielleicht symptomlos infiziert ist, macht eine normale Schachpartie unmöglich. In dieser Problematik, muss wohl der Brandenburger Schachverband noch regulativ tätig
werden.
Internetadresse: www.schach-in-muellrose.de
Schachgeschichte(n).
Auf die Frage, welche deutschen Spieler in der Schachgeschichte einen Wettkampf um die Weltmeisterschaft spielen konnten, würde die Antwort vermutlich immer Dr. Emanuel Lasker und Dr. Siegbert
Tarrasch lauten. Aber es gibt noch einen dritten deutschen Staatsbürger, der um die Weltmeisterschaft gespielt hat:
Efim Bogoljubow. Er wurde am 14. April 1889 in der heutigen Ukraine geboren und wurde 1927 deutscher Staatsbürger. Recht spät, mit 15 Jahren, erlernte er das Schachspiel. In einem Alter, in dem
in der heutigen Zeit schon Spitzenspieler mit Großmeisterrang zu bewundern sind. Zunächst wollte er Priester werden, doch dann zog es ihn zur Landwirtschaft. Aber auch dieses Studium brach er ab.
Nach Erfolgen bei Schachturnieren in Russland reiste er 1914 nach Mannheim, um Erfahrungen in der internationalen Turnierarena zu sammeln. Doch mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde er
zusammen mit zehn anderen russischen Turnierteilnehmern, darunter auch der spätere Weltmeister Alexander Aljechin, in Mannheim, Ludwigshafen, Rastatt und zum Schluss in Triberg im Schwarzwald
interniert. Hier lernte er auch seine spätere deutsche Ehefrau kennen. Die Bedingungen in den Internierungslagern waren allerdings recht locker. Die russischen Spieler konnten eine Reihe von
Turnieren spielen und ihr Schachspiel vervollkommnen. Nach dem Krieg setzte Bogoljubow seine Schachkarriere fort und entwickelte sich zu einem der besten Spieler. Sein erster großer Erfolg war
das gewonnene Turnier 1922 in Bad Pistyan vor Alexander Aljechin und weiteren Schachgrößen, wie Spielmann, Sämisch, Reti, Grünfeld, Tartakower, Euwe und Tarrasch. Im Jahr 1924 kehrte er in die
Sowjetunion zurück, gewann in diesem Jahr gleich die sowjetische Meisterschaft und wiederholte das im nächsten Jahr. 1925 feierte er in Moskau auch den größten Erfolg seiner Karriere: er gewann
das große Moskauer Turnier vor Lasker, Capablanca und Rubinstein. Aber 1926 kehrte Bogoljubow der Sowjetunion den Rücken und beantragte die deutsche Staatsbürgerschaft. Nun erklärte der
sowjetische Schachverband Bogoljubow zur Unperson, selbst die Erwähnung seines Namens wurde verboten. Nach kommunistischem Brauch wurde Bogoljubows Name aus allen Listen gestrichen, selbst die
Einträge seiner Turniererfolge wurden gelöscht. Die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt er 1927 und konnte seine Schachkarriere fortsetzen. Nach erfolgreichen Kämpfen gegen den Holländer Max
Euwe, wurde er für die 1924 gegründete FIDE zum Spitzenkandidaten für einen Weltmeisterschaftskampf. Weltmeisterschaftskämpfe wurden damals noch nicht von der FIDE organisiert. Noch hatte
Aljechin als amtierender Weltmeister das Recht, sich einen Gegner selbst auszusuchen. Er akzeptierte die 1928 erfolgte Herausforderung von Bogoljubow, nachdem dieser genügend Geld von Sponsoren
eingesammelt hatte. Der Wettkampf verlief einseitig: Bogoljubow verlor chancenlos mit 9,5 zu 15,5 Punkten. Auch ein zweiter Wettkampf, 1934 gespielt, endete mit 15,5 zu 10,5 für Aljechin. Aber
trotz der klaren Niederlagen in den beiden WM-Kämpfen gehörte Bogoljubow weiter zu den besten Spielern der Welt, der beste Spieler in Deutschland war er sowieso. Doch nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten 1933 durfte Bogoljubow, der nach nationalsozialistischer Denkart zwar deutscher Staatsbürger, aber nicht „deutschen Blutes“ war, nicht mehr an deutschen Meisterschaften und
Olympiaden teilnehmen. Als Trainer für die deutsche Nationalmannschaft und als Turnierspieler gab er dem Schach aber weiter Impulse. Seine Einstellung zu den Nationalsozialisten ist unklar. Er
trat 1938 in die NSDAP ein, angeblich um seinen beiden Töchtern ein Studium zu ermöglichen. Und er spielte Schach mit Hans Frank, einem nach 1945 hingerichteten Haupttäter des Regimes, der ihn
als Übersetzer und zum Schachspielen nach Krakau geholt hatte. Trotzdem darf man annehmen, dass Bogoljubow sowohl die kommunistische als auch die nationalsozialistische Ideologie ablehnte. Vor
Kriegsende kehrte er wieder nach Deutschland zurück und durfte wieder nach 1945 an den deutschen Meisterschaften teilnehmen. 1949 holte er in Bad Pyrmont seinen vierten Titel. Aber seine Nähe zu
den Nationalsozialisten hatte seinen Ruf beschädigt. So verlieh die FIDE 1950 einer Reihe von Spielern den Großmeistertitel, aber Bogoljubow wurde dabei übergangen. Diese Ehrung wurde ihm dann
doch ein Jahr später zuerkannt. Nur kurz konnte er sich daran erfreuen. Ein Jahr später, 1952, verstarb Bogoljubow in Triberg, dem Ort der Internierung im 1. Weltkrieg, wo er seine Ehefrau kennen
gelernt hatte und wo mit seinem Wohnhaus auch sein Lebensmittelpunkt war. Hier wurde er auch begraben. Eine Anekdote: Aljechin ließ es sich nach dem Weltmeisterschaftskampf 1929 nicht nehmen,
seinen Freund Efim, mit dem er im Internierungslager hunderte Blindpartien gespielt hatte, auf die Schippe zu nehmen. Er erzählte in angeheiterter und etwas alkoholisierter Stimmung beim
Abschiedsbankett, er habe eine Vision gehabt. Er hätte geträumt, gestorben zu sein und als er vor dem Himmelstor stand, fragte ihn der Heilige Petrus, was er denn in seinem Leben vollbracht habe.
„Ich war Schachspieler und bin Weltmeister geworden.“ Da sagte Petrus: „Nein das reicht nicht. Schachspieler haben zum Himmel keinen Zutritt.“ Als ich mich gerade zurückziehen wollte, sah ich im
Hintergrund Efim Bogoljubow am Schachbrett sitzen. Was macht der hier, fragte ich Petrus. Und Petrus sagte nur: „Ach der! Der kann doch gar nicht Schach spielen.“
J. Fritzsche
Lösung der Schachaufgabe:
1. e2–e3! (nimmt dem König die Felder d4 und f4); h3–h2
2. Tc5xe5+; Ke6xe5
3. Da3–e7 matt
Auf beliebige schwarze Königszüge im ersten Zug folgt ebenfalls 2. Txe5 und 3. De7 matt (bzw. 1. … Ke7 2. Txe5+ Kd8 3.Da/f8 matt)