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Schach Serie 137

Aljechin-Bogoljubow, Pistyan 1922, Schwarz am Zug
Aljechin-Bogoljubow, Pistyan 1922, Schwarz am Zug

Schach in Müllrose

An der Coronafront nichts Neues. Nach wie vor sind dem Amateursport Schach die Flügel gestutzt. Wann wieder gestartet werden kann ist ungewiss. Deshalb an dieser Stelle nur der Verweis auf unsere Web-Seite: www.schach-in-muellrose.de Weitere Informationen auch über die Web-Seite des MSV Müllrose, hier bei Abt. Schach.


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Schachgeschichte(n)

 

Die Schachnovelle von Stefan Zweig Vermutlich jeder Schachspieler kennt die Schachnovelle von Stefan Zweig, die älteren Schachspieler haben sicher auch die Verfilmung unter der Regie von Gerd Oswald aus dem Jahr 1960 gesehen. Nach der Besetzung Österreichs im Jahr 1938 durch die Deutschen wurde der Wiener Rechtsanwalt Werner von Basil verhaftet, weil man vermutete, er wisse, wo die Kunstschätze der Kirche versteckt seien. Der Rechtsanwalt, herausragend gespielt von Curd Jürgens, wurde in Isolationshaft gesteckt, um so zu einem Geständnis zu kommen. Dem Wahnsinn nahe konnte Basil im Vorraum zum Verhör aus einer Manteltasche ein Schachbuch stehlen. Die Enttäuschung war zunächst groß, da statt erwarteter Literatur das Diebesgut ein Büchlein mit 150 Meisterpartien war. Aber von nun an tauchte er in die Welt des Schachs ein, formte aus Brotresten Schachfiguren, ein karierter Bettbezug diente als Schachbrett. Auch nachdem das Schachbuch entdeckt und weggenommen wurde, spielte Basil im Geiste weiter Schach. Weiß gegen Schwarz und umgekehrt, fast in einer schizoiden Seelenspaltung und Besessenheit. Ein Tobsuchtsanfall führte schließlich dazu, dass ein Arzt die Isolationshaft beendete und mit der Erfolglosigkeit der Haft auch diese beendet wurde. Auf der Überfahrt in die USA auf dem Luxusdampfer S. Adria stößt Basil auf eine Gruppe von Männern, die unter der Leitung des Schotten Mac Iver eine Beratungspartie gegen den rüpelhaften Schachweltmeister Mirko Czentovic spielen. Czentovic, groß geworden in einfachen Verhältnissen, wenig gebildet, aber ausgestattet mit einer herausragenden partiellen Fähigkeit für das Schachspiel. Dieser Schachweltmeister wird von Mario Adorf gespielt. Basil, der zunächst nur zuschaut, gibt der Gruppe im 38. Zug der Partie den Rat, den scheinbar nahe liegenden Zug, den schwarzen Bauern auf dem Feld c1 in eine Dame umzuwandeln, nicht zu spielen, sonst würden sie verlieren. Stattdessen solle der schwarze König nach h7 ziehen. Das folgte einer Partie aus dem Jahr 1922 zwischen Alexander Aljechin und Efim Bogoljobow, die später in ein Remis mündete.

 

Nach diesem Erlebnis war Czentovic neugierig geworden, da er einen solchen starken Schachspieler noch nie auf einem Turnier gesehen hatte. Er lud Basil zu einer weiteren Partie ein, die dieser nach langem Zögern und Bitte der anderen Schachspieler annahm. Der Film zeigt höchst eindrucksvoll, wie verbissen ein Kampf des Geistes am Schachbrett geführt werden kann. Auf der einen Seite der Weltmeister, der nicht akzeptieren will, dass ein gleichwertiger Gegner ihm gegenüber sitzen könnte. Auf der andere Seite ein hochintelligenter Mann, der zwar die Schrecken der Nazi-Einzelhaft überstanden hatte, aber selbst schon Opfer einer manischen Sucht nach Schach geworden ist. Bei dieser Partie, in höchster Anspannung gespielt, kommen die Erinnerungen an die Einzelhaft so lebendig wieder hoch, dass bei Basil zum Schluss der Partie ein tätlicher Angriff auf Czentovic ausgelöst wird, in dem er die Verkörperung des Nazi-Regimes zu erkennen glaubt. Aber mit diesem Ereignis ist auch blitzartig die Erkenntnis da, dass die Nachwirkungen der Haft nicht das weitere Leben bestimmen dürfen. Basil stand vom Tisch auf, führte den letzten Zug aus und sagte „Matt“, und weiter, er werde nie wieder eine Schachfigur anfassen. Weltmeister Czenkovic dagegen fegte mit dem Arm die Schachfiguren vom Brett. Die entstandene Stellung, sichtbar für andere Menschen als Beweis für seine Niederlage, das konnte er mit seinem Anspruch als weltbester Schachspieler nicht akzeptieren. Die Schachnovelle schrieb Stefan Zweig 1942 als sein letztes Werk und ist wohl auch eines seiner bekanntesten Werke. In der Verfilmung von Gerd Oswald, der auch das Drehbuch schrieb, sind Abweichungen zur schriftstellerischen Vorlage vorhanden, die vermutlich mit der eigenen Emigration in die USA zusammen hängen. Eine Neuverfilmung der Schachnovelle wurde für 2021 aufgelegt. Der Film soll im September 2021 in die Kinos kommen.

 

 

 

 J. Fritzsche

 

 

Die Zugfolge zum Remis

 

38……Kh7; 39.h4 Tc4; 40.e5 Sxe5;  41.Lb2 Tc8; 42.Tc1 Sd7;  43.Kf2 Kg6; 44.Ke3 Tc6; 45.Ld4 Sf6; 46.Kd3 Txd6; 47.Txc2 ..

 

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